30.09.2010

Zürich -> Tbilissi, 1. Etappe: durch 7 Länder im Westbalkan

Am Samstag, 25.09.2010, am frühen Nachmittag ging's endlich los. Es regnete in Strömen bei unserer Abfahrt in Zürich.
Aber die Alpen hielten, was sie üblicherweise versprechen: Ennet dem Vereinatunnel, durch den unser Landrover auf der Rhätischen Bahn mitfahren durfte, war's vorbei mit Regen. Die Reste der ersten Winternacht auf dem Ofenpass (5-10cm Neuchschnee) beeindruckten uns nur kurz, denn schon rollten wir durchs Südtirol Bolzano zu. Am gleichen Tag erklommen wir noch den nächsten Pass: Costalunga in den Dolomiten, wo wir auch übernachteten. Am anderen Morgen stellten wir fest, dass die Leute im Dorf ihre Sonntagszeitung auf ladinisch kaufen, aber auf italienisch lesen. Doch diese Besonderheit galt nur für wenige Kilometer, es wurde danach immer italienischer... Aber um keine sprachliche Langeweile aufkommen zu lassen, tuckerten wir weiter südwärts: nach Trieste folgten ein paar Dörfer in Slowenien - und ehe man sich's versieht, landet man schon in Kroatien. Und somit war es endlich Zeit für eine Pause. Am dritten Tag kamen wir in Trogir wieder an die Adriaküste, wo wir daran erinnert wurden, dass es auch Ende September noch sehr sommerlich sein kann.
Das hübsche Städtchen mit der eleganten Uferpromenade kann man jetzt angenehm durchschreiten - lieber stellt man sich nicht vor, wie voll es wohl im Sommer-Massentourismus sein kann... Ebenso sommerlich-mediterran zeigte sich Split und sein Diokletianspalast. So schön all dies sein kann, ein Tapetenwechsel war wieder angesagt:
Durch eine imposante Schlucht ging's wieder bergwärts ins kroatische Hinterland und schliesslich über die Grenze nach Bosnien-Herzegowina. Erst bei Dunkelheit kamen wir schliesslich in Mostar an. Bei einem Nachtspaziergang nahmen wir einen ersten Augenschein von der Altstadt mit der berühmten neu-alten Brücke, die 1993 im Krieg zerstört und danach wieder aufgebaut worden war. Mal hört man eine Kirchenglocke, mal einen Muezzin: Ob dieses Miteinander heute tatsächlich wieder so gut funktioniert wie man bei einem Kurzbesuch den Eindruck hat, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Bei Tageslicht am anderen Morgen wurden die Kriegswunden an vielen Häusern sichtbar. Sollen diese Einschusslöcher als Mahnmal stehen bleiben? Oder fehlt das Geld für neuen Verputz? Denn an Geld (oder Geldgebern) für sehr gut ausgebaute Strassen scheint es nicht zu mangeln: wir hatten es uns holpriger vorgestellt. Die nächste Etappe bescherte uns einmal mehr diverse Zollübergänge: Von Bosnien-Herzegowina zurück nach Kroatien. Entlang der Küste bis Dubrovnik durchquert man aber nochmals ein Stück Bosnien, das zwar mit dem Rest Bosniens nur über beschwerliche Bergstrassen verbunden sein muss. Von Norden her erreicht man Dubrovnik über eine elegante Hängebrücke. Die nach dem Krieg komplett wieder aufgebaute Altstadt ist beeindruckend, aber auch ganz schön glatt poliert, schon fast unnatürlich. Aber vielleicht wirkte es auch so auf uns wegen der gleissenden Sonne. Doch die Einnahmequelle Tourismus scheint zu sprudeln wie früher. Schliesslich kam es zum vierten und letzten Grenzübertritt an diesem Tag: nach Montenegro.
Die Küste ist auch hier immer noch beeindruckend und abwechslungsreich. Auch unserem Reisegefährt gönnten wir eine Abwechslung: Über die Bucht von Kotor liessen wir uns von einer Fähre transportieren. Unsere nächste Unterkunft fanden wir schliesslich in Ulcinj, der letzten Stadt Montenegros vor der albanischen Grenze. Der albanische Einfluss ist hier schon so gross, dass die Strassenschilder meistens zweisprachig beschriftet sind. Am nächsten Morgen suchten wir einen der raren Grenzübergänge zu Albanien. Die Zollprozedur dauerte diesmal etwas länger als bisher, aber wir konnten schliesslich die Zöllnerin überzeugen, dass die Holzkonstruktion im Landrover eine Kombination aus Klapptisch, -Bett und -Büro mit Büchergestell ist und dass wir keineswegs die Absicht haben, dieses Möbelstück in ihrem Land zu verhökern... Haben wir bis jetzt nach all den Grenzübergängen meist fast nur anhand einer anderen Währung, anderen Sprache oder anderen Schrift gemerkt, dass wir das Land gewechselt haben, ist der Unterschied von Montenegro zu Albanien hingegen sehr auffällig: ältere Fahrzeuge auf der Strasse, zerfallene Häuser, etc.
In der Hauptstadt Tirana war Höchstkonzentration gefordert: Das Verkehrsverhalten nahezu chaotisch, doch wir schlängelten uns durch. Tirana ist keine Schönheit im "westlichen Sinne", doch der Stadtpräsident hat mit ein paar Farbkübeln das Beste daraus gemacht. Die Stadthitze war schon fast unerträglich, so dass wir die Weiterfahrt ins gebirgige Hinterland ohne Bedauern in Angriff nahmen. Auf dem Pass Qafe Thanës überquerten wir die nächste Landesgrenze und rollten nach Mazedonien. Am berühmten Ohridsee liessen wir uns am Ende dieses fünften Reisetages nieder.
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