03.10.2010

Zürich -> Tbilissi, 2. Etappe: Mazedonien-Istanbul

Der Ohridsee in Mazedonien ist einer der ältesten Seen der Welt, wird behauptet, entsprechend ranken sich viele Legenden um den Ort.
Was uns vor allem sympathisch war, dass in den Dörfern dieser Gegend Moschee neben Kirche stand und dass das ganz normal zu sein scheint. Wir verliessen Mazedonien Richtung Griechenland. Die beiden Länder sind ja wegen des Namensstreits "Makedonien" nicht gerade befreundet. Doch beim Vorbeifahren merkt man nichts davon. Ausser vielleicht: das mazedonische Kernkraftwerk befindet sich ganz nah an der griechischen Grenze - und das griechische Kernkraftwerk ganz nah an der Grenze zu Mazedonien... Fährt man ostwärts durch den nördlichsten Teil Griechenlands, kommt man wahrscheinlich durch eine der uninteressantesten Gegenden Griechenlands: Wenn man mal die Region der Hügel verlassen hat, fährt man schnurgerade durch flache, halbtrockene, eher langweilige Landschaft, die unterbrochen wird von gesichtslosen Ortschaften mit ein bisschen Industrie drum herum. Aber jedes Land hat wohl seine uninteressante Ecke.
Wir nutzten die Gelegenheit, auf der leeren Autobahn für ein paar Kilometer möglichst rasch vorwärts zu kommen. Thessaloniki liessen wir rechts liegen und übernachteten kurz vor Kabala in einem Hotel am Meer, das seinen ganzen "Saison-Ende-Charme" ausstrahlte: Konzipiert für riesige Gästeströme, kamen wir uns darin recht verloren vor. In sehr zahlreicher Menge waren dafür Mücken vorhanden, die uns die Nachtruhe vergällten. Die Hotelbesitzerin bestätigte uns, dass dies ein neueres Phänomen sei: Das Klima sei feuchter geworden, die Mücken zahlreicher und aggressiver. Gerade als wir abfahren wollten, konnten wir zufällig beobachten, wie versucht wird, gegen diese Plage anzukämpfen: Ein kleiner Lastwagen, gefüllt mit mückentötender Chemie, fährt vor dem Hotel vor, stellt sein "Hinterteil" unmittelbar vor die Hoteltüre und sprüht die Chemie hinein! Wir hatten ein bisschen Zweifel, ob diese Methode wirklich in allen Winkeln des Hauses die Mücken ausser Gefecht setzen würde - und ganz abgesehen von den gesundheitlichen Folgen für die Menschen? Der nächste Tag brachte uns den nächsten - und nun für eine Weile letzten - Grenzübertritt: Griechenland -> Türkei. Da wir die türkischen Zöllner vom Nachtzug Bukarest-Istanbul her als etwas unsanft in Erinnerung hatten, waren wir gespannt, was auf uns zukommen würde. Zwar waren die schwer bewaffneten Militärs im Niemandsland zwischen den beiden Grenzen recht eindrücklich, aber das eigentliche Prozedere ging sehr unkompliziert über die Bühne.
Knapp hundert Kilometer vor Istanbul übernachteten wir nochmals, um anderntags bei Tageslicht in die 15-Millionen-Metropole fahren zu können. Das Fahr- und Reaktionstraining aus Tirana erwies sich in Istanbul als nützlich und wir kamen damit recht problemlos durch die Stadt. Wir fanden eine Unterkunft im Quartier Taksim, gönnten unserem Reisegefährt ein paar Stunden mehr als üblich Ruhe und machten uns zu Fuss zur Stadterkundung auf. Da wir vor zwei Jahren mehrere Tage lang Istanbul besichtigt hatten, erlaubten wir uns, uns aufs Rosinenpicken zu beschränken. Eine Rosine davon war die Ausstellung "1001 Inventions" (http://www.1001inventions.com/), die für "Istanbul - Kulturhauptstadt 2010" konzipiert wurde und ab Spätherbst durch die Welt tourt. Die Ausstellung zeigt, welche arabischen / muslimischen Erfindungen die Welt und die Wissenschaft nachhaltig geprägt haben. Die Bekanntschaft mit einer jungen Jura-Studentin, die als Eingangskontrolleurin jobbte, ermöglichte es uns, an der langen Schlange von Wartenden vorbei einen Platz auf dem "fliegenden Restaurant" zu ergattern: Da wird man auf einem von etwa 20 Stühlen, die rund um einen grossen Tisch angeordnet sind, festgebunden, bevor ein Riesenkran das Ganze gut 50m in die Höhe zieht. Als Zugabe ging gerade die Sonne unter, was alles in goldenes Licht tauchte. Und dazu wird einem Tee und Locum (türkische Süssigkeit) serviert, so dass gleich alle Sinne gleichzeitig beglückt wurden.
Das war genau die richtige Höhe, um einen atemberaubenden Ausblick über die Istanbuler Altstadt mit Hagia Sophia, Blauer Mosche, etc. zu bekommen.
Heute Sonntag werden wir auf die asiatische Seite Istanbuls fahren und am Montag in Richtung Anatolien / Schwarzmeerküste unseren Weg nach Gürcistan (=Georgien auf Türkisch) unter die Räder nehmen.
Über uns lesen kann man auch hier:

http://www.auxartsetc.ch/articles_detail.php?id=7567

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen