Der 5033m hohe Kazbeg hatte sich enthüllt und präsentierte sich uns in seiner ganzen Pracht. Verständlich also, dass dieser Berg die Sagen- und Götterwelt inspiriert hat. An den Wänden des Kazbeg soll ja Prometheus für seinen Frevel büssen, den Menschen das Feuer gebracht zu haben. Friedrich von Bodenstedt (1819-1892) beschrieb seine Eindrücke von diesem Berg an der Verbindung zwischen Okzident und Orient folgendermassen: "Vor mir stieg in schauerlicher Schöne der gigantische Kasbek, der vielbesungene, sagengeheiligte Berg, von dessen Gipfeln periodisch alle sechs oder sieben Jahre die dort angehäuften Schnee- und Eismassen in furchtbaren Lawinen herabstürzen, Menschen und Dörfer in ihrem Falle begrabend. Nach zwei Meeren streckt er seine Arme aus; auf zwei Weltteile schauen seine weithinleuchtenden Augen: derweilen die Länder der Osseten, der Kisti, der Gagai, zu seinen Füssen sich winden."*
Nach diesem eindrücklichen Erlebnis machten wir uns auf in ein Seitental, das Sno-Tal. Hinter dem hintersten Dorf - Juta - auf einer kleinen, ganz abgelegenen Hochebene auf 2150m, installierten wir uns, um die Nacht in der Einsamkeit der Bergwelt zu verbringen. Wir richteten also unser Nachtlager in unserem Reisegfährt ein und kochten uns vorher ein feines Abendessen. Sobald die Sonne untergegangen war, wurde es sehr schnell sehr kalt. Die Nacht war mondlos und sternenklar - so viele Sterne am Himmel sehen zu können, ist im Alltag Westeuropas eine Seltenheit geworden. Doch die klare Nacht hatte ihren Preis: Trotz vieler Schichten Fleece und Merino und ein paar Versuchen, mit dem Gaskocher den Innenraum des Reisegefährts zu heizen, erwachten wir am Morgen bei einer Innentemperatur von -1°C, während es draussen auf -7°C gesunken war. Zu erwähnen ist noch, dass wir am Abend einen Besuch eines gut bewaffneten georgischen Grenzsoldaten hatten: Er erkundigte sich über unsere Absichten und legte uns nahe, nicht weiter ins Tal hinauf zu fahren, da wir sonst der russischen Grenze zu nahe kommen würden. Per Funk gab er seinen Fund - also uns - gleich irgendeiner Zentrale durch. Somit waren wir also sicher - vor wem? Nach dem Frühstück fuhren wir zurück nach Juta, von wo aus wir eine Wanderung unternahmen. Noch auf 2400m trafen wir hier - also Mitte Oktober - auf weidende Kühe: die südlicheren Breitengrade des Kaukasus machen dies möglich. Wir stiegen bis etwa knapp auf 2800m auf. Wenig später würden die Schneefelder beginnen. Unterdessen hatte sich der strahlend blaue Himmel innert weniger Stunden verzogen und schickte von seinen Wolken mit viel Wind beschleunigte Eiskörnchen gegen uns. Gestärkt mit heissem Tee und letzten Vorräten an Schweizer Schokolade nahmen wir nach dem Abstieg die Rückfahrt unter die Räder. *zitiert nach: Fried Nielsen (Hrg.), Europa erlesen - Georgien, 2006.
Nach diesem eindrücklichen Erlebnis machten wir uns auf in ein Seitental, das Sno-Tal. Hinter dem hintersten Dorf - Juta - auf einer kleinen, ganz abgelegenen Hochebene auf 2150m, installierten wir uns, um die Nacht in der Einsamkeit der Bergwelt zu verbringen. Wir richteten also unser Nachtlager in unserem Reisegfährt ein und kochten uns vorher ein feines Abendessen. Sobald die Sonne untergegangen war, wurde es sehr schnell sehr kalt. Die Nacht war mondlos und sternenklar - so viele Sterne am Himmel sehen zu können, ist im Alltag Westeuropas eine Seltenheit geworden. Doch die klare Nacht hatte ihren Preis: Trotz vieler Schichten Fleece und Merino und ein paar Versuchen, mit dem Gaskocher den Innenraum des Reisegefährts zu heizen, erwachten wir am Morgen bei einer Innentemperatur von -1°C, während es draussen auf -7°C gesunken war. Zu erwähnen ist noch, dass wir am Abend einen Besuch eines gut bewaffneten georgischen Grenzsoldaten hatten: Er erkundigte sich über unsere Absichten und legte uns nahe, nicht weiter ins Tal hinauf zu fahren, da wir sonst der russischen Grenze zu nahe kommen würden. Per Funk gab er seinen Fund - also uns - gleich irgendeiner Zentrale durch. Somit waren wir also sicher - vor wem? Nach dem Frühstück fuhren wir zurück nach Juta, von wo aus wir eine Wanderung unternahmen. Noch auf 2400m trafen wir hier - also Mitte Oktober - auf weidende Kühe: die südlicheren Breitengrade des Kaukasus machen dies möglich. Wir stiegen bis etwa knapp auf 2800m auf. Wenig später würden die Schneefelder beginnen. Unterdessen hatte sich der strahlend blaue Himmel innert weniger Stunden verzogen und schickte von seinen Wolken mit viel Wind beschleunigte Eiskörnchen gegen uns. Gestärkt mit heissem Tee und letzten Vorräten an Schweizer Schokolade nahmen wir nach dem Abstieg die Rückfahrt unter die Räder. *zitiert nach: Fried Nielsen (Hrg.), Europa erlesen - Georgien, 2006.
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