Die Idee, dass Europa fortschrittlich und Asien rückständig sei, hält sich auch heute noch hartnäckig. Wir wurden mehrmals von Einheimischen gefragt, was wir denn von Georgien hielten, wie ihre Sprache in unseren Ohren klänge, etc. Wenn wir antworteten, dass wir mehr europäische als asiatische Elemente (welche auch immer dies dann sein mögen...!) in ihrem Land erkennen könnten, waren sie immer hocherfreut.
Dies ist auch ganz im Sinne von Staatspräsident Sakaschwili, der Georgien so schnell wie möglich so europäisch wie möglich machen möchte. Unsere Gastgeberin in Tbilisi bezeichnete ihn sogar als infantil: Sobald er etwas in Westeuropa gesehen hat, das ihm gefällt, muss er es sofort auch in Georgien haben, seien es nun Springbrunnen, Skiresorts oder anderes. Natürlich hat er aber auch Positives aus Europa importiert: z.B. gibt es seit einiger Zeit die Gurtentragepflicht beim Autofahren. Ausserdem wird man ab nächstem Jahr die Scheiben der Autofenster nicht mehr so stark verdunkeln dürfen. Es ist nämlich so, dass viele Autos (vor allem die besseren Wagen) mit rundherum verdunkelten Scheiben durch die Gegend fahren, so dass man den Eindruck hat, es sässe gar niemand am Steuer. Wenn sie rückwärts fahren und etwas sehen wollen, müssen sie wegen der eingeschränkten Sicht die Fenster öffnen!
Die aus westeuropäischer Sicht völlig übertriebene Huldigung an die Vereinigten Staaten hat etwas groteske Züge, wurde doch der Flughafen von Tbilisi in "George W. Bush Airport" umbenannt! Vor allem wenn man bedenkt, dass es ab Tbilisi nicht mehr so weit ist bis zu den vom ehemaligen Präsidenten der USA verursachten Kriege in Irak und Afghanistan...
Georgien hat in den letzten Jahren viele - meistens erfolgreiche - Anstrengungen unternommen, die Infrastruktur zu verbessern. So sind Stromausfälle nicht mehr so häufig und meistens kann man sich mit warmem Wasser duschen. Trotzdem ist es noch ein weiter Weg bis zum Niveau von Zentral- oder Westeuropa. Traurig zu sehen sind zum Beispiel die vielen alten Leute, die sich entweder auf Baustellen oder als Putzpersonal abmühen oder auf der Strasse Pinienkerne verkaufen, um so etwas ihr Einkommen zu verbessern.
Auch sprachlich will Sakaschwili sein Land möglichst rasch fit für Europa machen: Englisch soll jetzt überall als erste Fremdsprache unterrichtet werden. Viele Leute in Georgien sind zumindest zweisprachig - georgisch und russisch. Aus politischen Gründen will der Staatspräsident alles Russische abstreifen. Doch so einfach wird das nicht sein: Die GeorgierInnen gucken internationale Filme mit russischen Untertiteln, viele Produkte werden aus Russland importiert und sind entsprechend beschriftet, die russische Popindustrie ist auch in Georgien stark präsent, etc.
Unsere Gastgeberin in Swanetien zum Beispiel bedauerte die Tendenz, das Russische auslöschen zu wollen: Es sei doch nur ein Gewinn, dank der Sprache auch einen Draht zur reichen russischen Kultur, Literatur, etc. zu haben.
Siehe dazu auch diesen Artikel:
http://www.nytimes.com/2011/01/24/world/europe/24georgia.html?_r=1&partner=rss&emc=rss
Siehe dazu auch diesen Artikel:
http://www.nytimes.com/2011/01/24/world/europe/24georgia.html?_r=1&partner=rss&emc=rss


Einstweilen flattern auf Georgiens öffentlichen Plätzen schon viele blaue Fahnen mit den gelben EU-Sternen... 
Gamardshoba, Sakartvelo!
(= grüss dich, Georgien! Wörtlich übersetzt sagt man bei der Begrüssung auf Georgisch immer "Sei siegreich!")
*Georgien auf Georgisch: Sakartvelo
Georgien auf Russisch: Grusija
Georgien auf Türkisch: Gürcistan
Und hier, etwas später hinzugefügt, der Link zu einer Rede von Staatspräsident Saakaschwili, die er am 23. November vor dem Europaparlament gehalten hat:
http://www.president.gov.ge/index.php?lang_id=ENG&sec_id=228&info_id=5857
*Georgien auf Georgisch: Sakartvelo
Georgien auf Russisch: Grusija
Georgien auf Türkisch: Gürcistan
Und hier, etwas später hinzugefügt, der Link zu einer Rede von Staatspräsident Saakaschwili, die er am 23. November vor dem Europaparlament gehalten hat:
http://www.president.gov.ge/index.php?lang_id=ENG&sec_id=228&info_id=5857
Georgiens Wirtschaft basierte früher zu einem grossen Teil auf dem Export von Wein. Seit dem russischen Embargo ist dieser Zweig aber fast zum Erliegen gekommen. Aber es scheint wieder ein bisschen Hoffnung zu geben:
http://www.yoopress.com/de/weinnews/weinwelt/weinbaulaender/4910.Georgien_kann_Weinexport_steigern.html
Ein Rückblick auf die Region im 2010:
http://thefastertimes.com/thecaucasus/2010/12/29/the-best-and-worst-of-the-caucasus-2010/
Ein weiterer interessanter Link:
AntwortenLöschenhttp://www.nzz.ch/magazin/reisen/tbilissi_erdwaerts_1.14307036.html