Im Tal von Sumela besichtigten wir das gleichnamige ehemalige griechische Kloster, das eindrücklich an einer hohen Felswand klebt. Von den Griechen wurde es über mehrere Hundert Jahre benutzt, bis sie im Zuge des "Völkeraustauschs" (so nennt man die "Reinigungen", die auf griechischer und türkischer Seite stattfanden und in der Türkei viele griechische Städte betraf, siehe dazu auch diesen NZZ-Artikel:
http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/eine_neue_kultur_des_erinnerns_1.9056001.html) nach dem ersten Weltkrieg aufgegeben werden musste. Wir besichtigten die Anlage gleich bei Türöffnung morgens um 9 Uhr und trafen auf gelangweilte Billettverkäufer. Darum waren wir erstaunt, dass für so einzelne Touristen wie wir der Besichtigungsbetrieb sogar in den Nebensaison aufrecht erhalten wird. Doch eine Stunde später kreuzten wir auf der sehr steilen und engen Bergstrasse Dutzende von Kleinbussen und Cars mit Kreuzfahrttouristen, die einen Tagesausflug ab Trabzon gebucht hatten, was uns eines besseren belehrte...
Auf dem Weg zur türkisch-georgischen Grenze durchquert man Trabzon, eine fast legendäre Hafenstadt. Halb verfallen und recht chaotisch versprüht sie aber nur noch wenig vom alten Charme. Die türkisch-georgische Grenze war noch 10km entfernt, doch bereits konnten wir sie fühlen: Lastwagen aus allen Ländern standen teils beidseits der Strasse Schlange und liessen für den Privatverkehr noch einen schmalen Durchgang frei. Wir fragten uns, wie lange sie wohl bei der Zollabfertigung jeweils warten müssen - Tage oder Wochen? Wir kamen immerhin so weit, dass wir ein Zollgebäude ins Sichtfeld bekamen. Das Prozedere zu verstehen war nicht ganz einfach. Wir konnten uns die Wartezeit dank einer Unterhaltung mit dem französischen Botschafter von Aserbaidschan verkürzen: Er war gerade dabei, sein eigenes Auto von Paris nach Baku zu bringen. So rückten wir cm für cm vorwärts. Nach 2.5 Stunden hatten wir es geschafft - wir wurden vom georgischen Zöllner mit einem herzlichen "Welcome to Georgia" nach Georgien eingelassen.
Wenige Kilometer nach der Grenze kommt man nach Batumi, der Hauptstadt von Adscharien, einer georgischen Provinz mit einem gewissen Autonomiestatus. Wir fanden eine angenehme Unterkunft in einer ruhigen Strasse. Anderntags liessen wir uns von den Kontrasten beeindrucken: wunderschön renovierte Fin-de-siècle-Paläste neben noch halb verfallenen Häusern. Die Strassen sind ebenfalls entweder mit Pflastersteinen ganz neu gemacht oder weisen Löcher mit unbekannter Tiefe (weil sie mit Wasser gefüllt sind) auf.
Die Löcher haben automatisch den Nebeneffekt, dass der Verkehr gemächlich bis langsam dahingleitet, was uns natürlich entgegenkommt, da das Entziffern der Strassenschilder etwas Zeit in Anspruch nimmt. Sprachlich haben wir unsere ersten Stunden in Georgien mit Russisch und Englisch durchgeschlagen.
Wir werden sehen, wie das in weniger internationalen Regionen des Landes sein wird...
Georgische "Inschrift" heute Morgen im staubigen Rückfenster unseres Reisegefährts vorgefunden. Recherchen haben ergeben, dass es "Mach mich sauber!" heisst...
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